Film: Whiskey mit Wodka

Filmstill: Whiskey mit Wodka
„Whiskey mit Wodka“ (Dtl. 2009; Regie: Andreas Dresen; mit Henry Hübchen, Corinna Harfouch uva.) :::: gesehen am 18.12.2011 als Videostream

Mein erster Film auf einem iPad war nun schließlich gestern Abend Andreas Dresens Film „Whiskey mit Wodka“ gestreamt aus der arte Mediathek auf der ganz brauchbaren iPad und iPhone App von arte. Brauchbar? Na, man kann halt einiges aus dem arte Programm noch ein paar Tage später auf Handy oder Tablett nachsehen. Kennt man ja, Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen gibt’s ja nun schon eine Weile. Aber so auf dem Handy oder dem Tablett ist’s natürlich noch mal viel mehr wahr gewordene Science Fiction.

Der Film selber ist ein Film übers Filmemachen und baut auf einer Begebenheit auf, die man vom Theater zwar kennt, die im Film aber eher selten ist, zu der es wohl aber mal in der Defa-Filmgeschichte kam: Die Zweitbesetzung, um Ausfälle zu verhindern. Im Film wird ein alkoholgefährdeter, alternder Schauspielerstar plötzlich bei den Dreharbeiten zu einem neuen Film mit einer jüngeren Zweitbesetzung seiner Hauptrolle konfrontiert. Dadurch entsteht natürlich ein komisches Wirrwarr zwischen den beiden Konkurrenten, aber auch zwischen den weiblichen Darstellerinnen und ihren Rollen. Sie müssen schließlich jede Szene des Films im Film doppelt so oft mit jeweils dem anderen Darsteller spielen. Natürlich behandelt der Film im Film auch noch eine in den 20ern angesiedelte Dreiecksbeziehung, in der Alter und Jugend als KonkurrentInnen auf den Plan treten. Das ganze ist erfrischend melancholisch erzählt und erinnerte mich ein bisschen an Woody Allen – nicht nur durch den dauernden 20er Jahre Jazz im Hintergrund.

„Auf der Zugfahrt vom Kinofest Lünen, wo wir „Sommer vorm Balkon“ vorstellten, zurück nach Berlin erzählte mir mein Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase von diesem kuriosen Treppenwitz der Filmgeschichte. Ich kannte das vom Theater, aber beim Film ist es ein Unikat. Ich hätte nie gedacht, dass es das wirklich gegeben hat.
Ich habe mit dem Regisseur des DEFA-Zweiteilers „Schlösser & Katen“ von 1957, Kurt Maetzig, telefoniert. Er sagte mir, dass er das aus rein pädagogischen Erwägungen gemacht habe, quasi um seinen dem Alkohol ergebenen Hauptdarsteller auf den Weg der Tugend zurückzuführen, was auch einigermaßen gelungen sein soll. Das war aber nur die Anregung für „Whisky mit Wodka“.“ (Andreas Dresen zum Film im Interview mit kino.de)

Man muss sich das mal vorstellen: Eine Filmproduktion macht extra Budget locker, um eine Zweitbesetzung einzusetzen, aus pädagogischen Erwägungen, damit der Hauptdarsteller sich zusammenreisst und während der Dreharbeiten nüchtern bleibt. Tolles Ding, die DEFA in den 1950ern.

Der Film wird noch 2-3 Tage in der arte Mediathek zu sehen sein, schätze ich.

Autor: @tristessedeluxe

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