BRD 1986 – R: Wigbert Wicker; Darsteller: Dieter Hallervorden, Bernard Menez, Hans Peter Hallwachs, Piere Tornade, Gert Haucke, Günther Ungeheuer, Siegfried Kernen, Evelyn Gressmann
::: gesehen am 1.11. auf RTL
Samstags zum Aufwachen schaut man sich auch sowas mal in Ruhe an und findet’s hoch interessant. Mein Filmlexikon schreibt:
Aneinanderreihung von Situationsklamauk um einen LKW-Fahrer, der mit einer Ladung von Altölfässern auf dem Weg zu einer Depnoie in Frankreich ist und nicht ahnt, dass er damit die wirklich kriminellen Giftmüllentsorgungen eines skrupellosen Chemieunternehmens vertuscht. Veralberung von aktuellen Problemen der chemischen Umweltverschmutzung im krampfhaften Hallervorden-Stil
Und man merkt der zeitgenössischen Kritik an, dass die Stärken des Films damals nicht erkannt wurden. Wie so oft bedarf es erst einiger Jahre Abstand und eine neue Generation von Cineasten, um Perlen der Filmgeschichte zu entdecken und ihre gesellschaftsktitischen Diskurse aufzudecken.
Nur vordergründig geht es um den Umweltskandal. Didi ist unser kleiner Mann: der gute, gewissenhafte Arbeiter. Mit dem als Lagerarbeiter langjährig hart verdienten Geld hat er sich einen LKW erspart und diesen mit eigenen Händen zu einem rot-metallic funkelndem Symbol von Kraft und Freiheit aufgemotzt. Mit männlicher Spielfreude betätigt er das Horn, welches zur Freiheit des Proletariats ruft. Aus dem Handschufach quillen leere Marlboro-Schachteln und 5-Minuten-Terrine-Becher als Zeichen für die überbordende Konsumwelt, aus der Didi jetzt ausbrechen wird. Der Cowboy der 80er sattelt seinen Sattelschlepper und macht sich auf nach Frankreich, in den unzivilisierten Westen. Didi ist Vorreiter der Europäischen Union, für ihn gelten keine Staatsgrenzen, und die französischen Motorrad-Sherifs und Wegelagerer können ihm nichts anhaben. Er befreit sich aus den korrupten Verhältnissen der bundesrepublikanischen Heimat, dessen Opfer er ist, um neues Land zu erobern. Das Land, wo Taten noch Folgen haben und ein dicker LKW zur Festung des Humanismus werden kann. Der Konflikt des Films wird visuell aufgebaut durch die Gegenüberstellung von Konsumwelten und -begierden auf der einen Seite und die Schönheit der französischen Provinz auf der anderen Seite. Wird diese wunderbare Natur am Ende zum Umweltopfer der Industriegesellschaft? In der Natur wird schliesslich der Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen. Kulminierend in atemberaubende Stunts und Wortwitzgefechten. Didi kämpft als „gute Haut“ mit emotionaler Intelligenz gegen die Mächtigen, ohne es selbst zu merken. Mit Humor und Spontanität wird jede sich gegen sein unbewusstes Ziel wendende Macht ausgehebelt und ist am Ende der Verliehrer. Didi lehrt uns, an den eigenen Zielen fest zu halten, die Dinge – auch wenn sie ausweglos erscheinen – nicht zu ernst zu nehmen, denn für einen Kalauer hier und da muss man sich die Zeit und Ruhe nehmen. Als unverbesserlicher Gutmensch kann Didi gar nicht anders, als der Handlung zu einer versöhnlichen Katharsis zu verhelfen. Darüber hinaus besticht der Film als außergewöhnliches Zeitdokument der Alltagsästhetik Mitte der 80er Jahre…