Irgendwo auf einem Plakat am U-Bahnhof hatte ich neulich mal gelesen, Berlin bräuchte Utopien statt Reformen. Das war keine Werbung für die transmediale.O4 mit dem so ungefähr auch so’n Motto. Fly, drive, ship away… Wie auch immer. Über Motten muss ud sollte man nicht zu viel nachdenken. Ist im nächsten Jahr sowieso wieder anders.
Ja. Hab ich ja nun doch noch nicht so viel gesehen auf der transmediale. Nachdem ich gestern beim Aufräumen meines Computers im Folder, wo die Attachments immer landen auf so eine Datei klickte, wo ich noch dachte „Was ist das denn wohl für ein Bildschirmschoner“, hatte ich einen lustigen Sober-Wurm in Gang gesetzt. Das musste ich dann erstmal reformieren, statt sich am Nachmittag auf medienkünstlerische Utopien einzulassen. Aber nachdem J. und ich Nachts noch ausgiebig der anderen J. den Kopf gewaschen haben wegen ihrer merkwürdigen Affäre da, sind wir heute Nachmittag noch ins Haus der Kulturen gefahren. Hab mir einiges auf Monitoren angesehen aus dem Videoprogramm. Dabei hat mir am besten das Programm zum 11.9. gefallen. Und da am besten fand ich die Arbeit White Balance [to think is to forget difference] – von Francois Bucher.
White Balance (to think is to forget difference) is an effort to uncover the geographies of power, the frontiers of privilege. It revisits this problem from different angles, creating short circuits of meaning which are hosted by improbable audiovisual matches. Media and internet footage is intermixed with images shot in downtown Manhattan before and after the September 11th attacks. The video presents a question that needs to be visited over and over, a question that is always and necessarily larger then ourselves. Yvonne Rainer asked this question in her film Privilege: „Šis ‚permanent recovering racists‘ the most we can ever be?“ In this sense, offering a meta narrative that would pretend to describe the issues at stake is a failure to understand the layers of unspeakability that are hidden in the question of whiteness. The piece opts for a poetic language, an address that seeks to arouse thought by concentrating on the openings of the audiovisual experience, in the short-lived moment of the in-between. (transmediale.04)
Ein bischen wie bei Harun Farocki, aber assoziativer und nicht so sehr alleine auf der Analyse des Bildhaften an sich. Bin ich gut rein gekommen, in das Stück. Aber hab halt nicht alles geschafft zu sehen. Dann war da noch einer, der meinte zu seiner Freundin, als er das Stück sah, „das Problem an Videokunst ist ja immer, dass das so intellektuell ist…“ – Tja, was der Bauer nicht kennt… Wie damals vor 12 Jahren in der Picasso-Ausstellung in Hamburg, wo so ein junger Mensch sich mit mir in einer Diskussion vestrickten wollte, was denn an dem Zeug Kunst sei.
Und sonst? – Hab den kleinen Fernseher wieder vom Dachboden geholt und ans Bett gestellt.
Als es nur fünf Fernsehprogramme gab, überstieg es schon weit das geistige Vermögen der beiden Deutschlands, diese zu füllen. Heute, bei mindestens fünfzig Programmen, bleibt nur noch, die Sendezeit totzuschlagen. (Harun Farocki)