… diesen Tagesspiegel-Verkäufer, der hier in der Ecke Südstern immer seine Tagesspiegel und Die Zeit und noch eine kleine Low-Budget-Literaturpostille singend anbietet? Es kolportiert sich, dass der früher mal Opernsänger werden wollte und das man unbedingt das innige flanieren in Diskursen mit dem geschätzen Gegenüber unterbrechen muss, wenn dieser Zeitungsjunge in der Kneipe auftritt, weil sonst wird der richtig böse. Es soll schon mal zu körperlichen Ausschreitungen gekommen sein, als ein Kneipengast sein Gespräch nicht unterbrach, als der Verkauf startete. Ich zumindest dämpfe immer meine Stimme, oder geh kurz Zigaretten holen mich auf dem Klo sammeln. Wenn er fertig ist mit seinem Gesang, klatsch ich brav und widme mich erst wieder meinen Plateaus, wenn er raus ist. Mein weiss ja nie. Und überhaupt soll die Ecke Südstern ja mal richtig „in“ gewesen sein, so um durch die Kneipen zu ziehen. Das war bevor die Sache mit der Schießerei war, Ende der 80er, aber das ist eine andere Sache. Jedenfalls dieser Zeitungsverkäufer radelte eben vor mir her, mit seiner großen Zeitungstasche und sang, „hurra, hurra, es regnet…“. Leute gibts.