:::: gesehen am 20.11.2005 auf 3sat
Fernsehfilm, Deutschland 2003 – Regie: Stephan Wagner – mit: Jörg Schüttauf, Martina Gedeck, Matthias Brandt, Matthias Brenner, Ulrike Krumbiegel, u.a.
Politthriller, der auf die 2001 veröffentlichte Autobiografie von Wolfgang Welsch zurückgreift: „Ich war Staatsfeind Nr. 1. Als Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi“. Die Hauptfigur trägt also authentische Züge des Fluchthelfers Wolfgang Welsch.
Nach sieben Jahren Stasi-Haft in Bautzen wird Wolfgang Stein von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Im Auffanglager für ehemalige DDR-Bürger in Unna lernt er die attraktive Krankenschwester Anne kennen. Bald ziehen die frisch Verliebten in eine gemeinsame Wohnung. Für Wolfgang beginnt die schönste Zeit seines Lebens. Doch die Erinnerungen an seine Vergangenheit nagen an ihm. Er engagiert sich für die Neuankömmlinge im Auffanglager und wird schließlich Fluchthelfer. Gemeinsam mit seinen Freunden schafft er es, eine immer größere Zahl von Flüchtlingen aus der DDR zu schleusen. Der Staatssicherheitsdienst nimmt ihn nun erneut ins Visier. Er wird bespitzelt. In der Akte „Skorpion“ wird jeder seiner Schritte festgehalten. Auch ein Mordversuch wird unternommen.
Der Film erzählt die Geschichte von Wolfgang Welsch, der in den 1970er Jahren von der Bundesrepublik aus Republikfluchten organisierte und das SED-Regime mit Attacken in den Westmedien provozierte. Welsch war als junger Regimekritiker in der DDR in Haft genommen und gefoltert worden. 1971 wurde er freigekauft.
3sat zeigt von Sonntag, 20., bis Freitag, 25. November, elf Fernsehfilme im Abendprogramm, die beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden von einer Fachjury bewertet werden. Unabhängig davon können die 3sat-Zuschauer ihren eigenen Favoriten unter http://www.3sat.de/zuschauerpreis oder per TED wählen. (Quelle: 3sat)
Da es sich bei der Buchvorlage schon um eine Subjektivierung von Geschichte handelt, wäre interessant zu untersuchen, wieviel durch die weitere Fiktionalisierung durch das Drehbuch überhaupt noch auf Tatsachen beruht. Der Film will aber auch kein Dokumentarfilm sein, sondern versammelt die typischen Elemente des Genres des Politthrillers in einem netten Fernsehfilm: Folter, Geheimdienste, Mordanschläge, Fluchthilfe, Verrat – vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Kalten Krieges und der Wende in Deutschland. Auch mal wieder schön anzusehen, wie detaillierte Alltagsästhetiken im Film verwendet werden, um Vergangenheit zu zeigen und was für Gegenstände werden signifikant als Repräsentationen für einen vergangenen Zeitgeist verwendet.