USA, 2005 – Regie: Robert Greenwald
:::: gesehen am 13.2.2006 im CineStar7
[…]Wal-Mart ist ein global agierender Konzern, der sich sein Recht notfalls selbst schafft. Hier ist Sharholder Value oberstes Gebot. Für seinen Film befragte Greenwald ehemalige Konkurrenten des Handelsriesen und langjährige Mitarbeiter aus allen Ebenen des Konzerns. Von der alleinerziehenden afroamerikanischen Verkäuferin, die wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert wird, bis zum Manager, der die menschenverachtende Konzernpolitik nicht mehr mittragen will. Nur Wal-Mart-Betriebszugehörige trauten sich nicht, vor laufender Kamera Auskunft zu geben. Der Arm der Konzernzentrale ist lang und die Kontrolle des Personals umfassend. Das Wal-Mart-System ist ein Beispiel für klassischen Manchester-Kapitalismus in Zeiten der Globalisierung. […] (Berlinale Katalogtext)
Reiner Agit-Prop. Die filmische Umsetzung, die Dramaturgie der Argumentation des Films ist tendenziös und unreflektiert. Warme Bilder vom sterbendem Einzelhandel und weinende Händlerfamilien vor traditioneller Kleinstadtidylle erinnern an gute, alte, amerikanische Werte – ähnlich der Wohlfühl-Inszenierung aus Jack-Daniels’ Werbung. Dagegen gestellt werden kalte Videoaufnahmen von Riesensupermärkten und ein aus dem Internet grobkörnig komprimierter Videoschnipsel einer Shareholder-Conference mit aus dem Zusammenhang geschnittenen Zitaten. Und das schon ganz am Anfang des Films. Hinzu kommen langweilige Talking-Heads, die teilweise auch so zusammen geschnitten sind, dass es eher scheint, die ach so bitteren Äußerungen und Erfahrungsberichte über Wal-Mart sind ihnen in den Mund gelegt. Damit auch alle verstehen werden in fetten Lettern Zahlen und „Beweis“-Schnipsel immer wieder hämmernd und nicht enden wollend eingeblendet.
Zum Glück bestätigt der Filmemacher selbst, dass er den Film als Werkzeug für seine kapitalismuskritische Message gegen den Großkonzenr und die Folgen der Globalisierung benutzt. Bestätigt sich ja der Eindruck von Propaganda. Fraglich nur, ob das so plump sein muss und was das in dieser Form auf einem Filmfestival wie der Berlinale zu suchen hat. Nichts dagegen, dass insgesamt eine Tendenz des Politischen Films auf der Berlinale zu spüren war. Und nichts gegen das eigentlich interessante Thema der politischen Aufklärung über die ökonomischen Machenschaften des Riesenkonzern Wal-Mart und die sozialgesellschaftlichen Konsequenzen sowohl national in den USA als auch global. Doch bitte mit etwas mehr filmhistorischer- und filmästhetischer Verantwortung gegenüber dem Zuschauer! Michael Moore ist dagegen ein liberaler Konsens-Regisseur.