:::: gesehen am 21.12.2009
The Lionshare – USA 2009 – Buch & Regie: Josh Bernhard – 65min.
„The Lionshare“ ist der Debutfilm des Amerikaners Josh Bernhard und ein weiterer sehenswerter CC-Film (der unter einer Creative Commons Lizenz frei im Netz zirkuliert und u.a. legal bei Filesharing-Platformen zu bekommen ist). Der Film ist schon seit Mitte dieses Jahres fertiggestellt, war schon auf einigen US-Independentfilmfestivals und College-Filmclubs zu sehen, wird aber erst seit letzter Woche offiziell auf Piratebay und anderen Filesharing-Plattformen promotet. Ähnlich wie die Filmemacher des hervorragenden, schwedischen Independentfilms Nasty Old People hat auch Josh Bernhard sich entschieden, seinen Film frei zum Download und Streaming im Netz zur Verfügung zu stellen, um eine größere Masse an Zuschauern zu erreichen. Das ist klug, denn der Film handelt vom Filesharing. Aber nicht alleine wegen dieses Inhalts ist der Film empfehlenswert.
„The Lionshare“ reflektiert, wie Netzkultur unsere Kommunikation miteinander und unsere Online-Mediennutzung unsere Kultur verändern. Die Hauptfigur Nick, ein junger Filmemacher, der mit seinem Film nicht voran kommt, lernt per Onlinedating ein Mädchen kennen, das ihn zu einer exklusiven Filesharing Community einlädt. Er und das Mädchen haben sich nur eine Nacht gesehen, doch über die Musik, die sie ihm empfiehlt, verliebt er sich in sie. Immer mehr Musik und Filme lädt sich Nick von der Plattform, ohne selber mit seinem eigenen Projekt voran zu kommen. Gleichzeitig versuchen seine Freunde mit einer Band Erfolg zu haben.
Im filmischen Stil ist „The Lionshare“ der neuen Welle des Do-It-Yourself Independentkinos der USA zuzuordnen, die auch gern mit den Label „Mumblecore“ oder „The New Talkies“ versehen wird: Junge Filmemacher, die mit Consumerkameras und einem kleinen Budget von wenigen tausend Dollar ihre Filme machen, in denen es um Coming-of-Age Situationen geht, um naturalistische, ehrliche Dialoge und um einen filmischen Stil ohne viel Schnickschnack. Oft wird – zu Recht – die ästhetische Analogie zum Free Cinema, zu Dogma95 und dergleichen Filmbewegungen gezogen.
Schön finde ich, wie der Film narrativ die typischen Situationen einwebt, wie und warum es zum Filesharing kommt: weil traditionelle Distributionsmodelle für eine neue Generation an Medienkonsumenten nicht flexibel, nicht schnell genug oder schlichtweg nicht erreichbar sind. Es geht nicht um das Kostenlos, es geht um das unvermittelte Verlangen nach einem Film oder von Musik, und es geht um das Mitteilen, das Kommunizieren über diese Medieninhalte, dass die alte Medienindustrie nicht befriedigen kann.
Mehr Informationen zum Film auf lionsharemovie.com, wo auch die diversen Möglichkeiten aufgelistet sind, den Film online zu sehen (Youtube, Vimeo, Openfilm, Mininova, etc…).