Montag, 15.2.2010. Erster Berlinale-Blues tritt bei mir ein in Form einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber der gesehenen Filme. Auch das ständige Rumgeschubse in den Warteschlangen trägt dazu bei. Aber das gehört dazu, das geht vorbei. Folgend die kurzen Eindrücke der Filme, die ich am Montag sah.
Same Same But Different
Deutschland, 2009 – Regie: Detlev Buck
Buck einmal mit einer tiefgehenden Liebesgeschichte und mit sehr dezentem Humor. Ich finde, die Umsetzung des Themas – junger Deutscher trifft Barmädchen in Kambodscha, verliebt sich in sie, sie hat HIV, was wird aus der Liebe? – ist gut gelungen, wenn auch teilweise für meinen Geschmack etwas zu starke Sterotypen. Aber gut. Gute Schauspieler.
Gentlemen Broncos
USA, 2009 – Regie: Jared Hess
Bin ich wegen Jemaine Clement reingegangen („Flight of the Concordes“). Hier die Geschichte um Benjamin, einem 17-Jährigen, der eine Science-Fiction-Novelle geschrieben hat. Er reicht das Manuskript bei einem Schreibworkshop mit einem SciFi-Bestseller-Autor ein, der selber unter Schreibblockade leidet. Das Manuskript dient dem Bestsellerautor als Vorlage für seinen neuen Roman. Gleichzeitig verfilmen Amateurfilmer die Story. Kurz darauf können wir Benjamins Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven verfolgen, als radikalen Undergroundfilm, als Mainstream-Bestseller à la Chevalier und in der Originalfassung von Benjamin. Der Film war enttäuschend, weil Humor doch vermehrt auf der Schenkelklopfer-Ebene.
Budrus
USA, 2009 – Regie: Julia Bacha
Sehr einnehmende Dokumentation über den friedlichen Widerstand eines palästinensischen Dorfes gegen die Grenzbauarbeiten Israels. Budrus ist eine kleine palästinensische Ortschaft, 31 Kilometer nordwestlich von Ramallah. Knapp anderthalbtausend Menschen leben hier. Budrus gerät ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit, als die israelische Regierung im Jahr 2003 beschließt, zwischen Israel und dem Westjordanland Sperranlagen in Gestalt eines Zaunes oder einer Mauer zu errichten, die unter anderem quer durch Budrus verlaufen sollten. Hier jedoch kommt es zu bemerkenswerten Protestaktionen. Über fünf Jahre hat Julia Bacha die Geschehnisse in Budrus mitverfolgt hat.
Blank City
USA, 2009 – Regie: Céline Danhier
Dokumentation über das „No Wave Cinema“ oder „Cinema of Transgression“ im New York der späten 1970er. Eine Welle, die aus einem unabhängigen, widerständigen Kino junger Filmemacher bestand, die sich von Vorgaben der aktuellen Musik – Punk und New Wave – anregen ließen und inhaltlich wie ästhetisch zu neuen Ausdrucksformen gelangten. Von der Avantgarde des East Village ließen sich Filmemacher wie Jim Jarmusch, Eric Mitchell, Beth B, Charlie Ahern, Lizzie Borden und Amos Poe inspirieren. Mit minimalen Budgets entstanden damals rohe, sperrige Werke, die – kurz oder lang, in Farbe oder häufiger noch in Schwarzweiß – das Lebensgefühl in den von Verwaltung und Wirtschaft vernachlässigten Vierteln der Stadt selbstbewusst zum Ausdruck brachten und Grundlagen für das Independent-Kino späterer Jahre schufen.
Solider Film, gut recherchiert, allerdings für meinen Geschmack nicht mutig genug. Der Schnittrhythmus wechselt gleichbleibend zwischen Originalfootage und Talking Heads mit jeweils 2-3 Sätzen. Dadurch kann sich keine der interviewten Persönlichkeiten entwickeln, alles Gesagte wird fragmentiert und zugunsten der Legendenbildung geordnet. Nicht gestellt werden Fragen, was aus den Akteuren heute geworden ist und wie im Rückblick diese Phase bewertet wird.
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