[Berlinale 2011] Film: Margin Call

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Margin Call USA 2010; Regie: JC Chandor; mit: Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore, Paul Bettany, Zach Quinto :::: gesehen am 12.2.2011 im Wettbewerb

Sehenswerter Thriller vor dem Hintergrund der Finanzkrise 2008 mit prominenter Besetzung. Spannend, unkompliziert, amerikanisch-narrativ erzählt. In der visuellen Umsetzung nichts sonderlich nennenswertes, alles recht konventionell. Die Story ist gut und die Figurenzeichnung ist eindringlich. Alle Charaktere des Films sind Marionetten des Kapitalismus, die allesamt Teil eines Automatismus sind, und die zwar moralische und ethische Reflexion der Situation zeigen, letztendlich aber doch – systemimmanent – käuflich sind. Problematisch ist der Film anklagende Gestus des Films, ohne aber Schuld den handelnden Personen zuzuweisen. Die Schuldebene des Films wird irgendwo abstrakt im „System“ angesiedelt. Die Rädchen im System werden sind auch nur Menschen. Das ist ja eine gern genommene Ausrede und hinterlässt eigentlich nur ein Schulterzucken.

Aus dem Berlinaleprogramm:

Der Thriller vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise von 2008 spielt in der New Yorker Wall Street – in den Büros einer bedeutenden Investmentbank während jener entscheidenden 24 Stunden, die dem Eingeständnis ihres finanziellen Bankrotts vorangehen. Hier wird dem jungen Analysten Peter Sullivan nach Durchsicht der Akten schlagartig klar, dass die Bewertungen, auf denen das Geschäftsmodell der Firma beruht, fehlerhaft sind, und dass die Aktiva im Hypothekengeschäft nicht jenen Wert besitzen, der in den Büchern ausgewiesen ist. Im Gegenteil: Sie haben das Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht. Im Laufe der Nacht verbreitet sich diese Einsicht unter den führenden Mitarbeitern, die zusammenkommen, um die Bank zu retten. Zu ihnen gehören der erfahrene Börsianer Sam Rogers, sein Vorgesetzter Jared Cohen, die Risikoanalystin Sarah Robertson sowie der Firmenchef John Tuld, der mit dem Helikopter eingeflogen wird. Er ist es schließlich, der einen Rettungsplan entwirft: Sobald am Morgen die Börse öffnet, sollen sämtliche „toxischen“ Papiere abgestoßen werden. Dies ist ein Schachzug, der nicht nur für die Wall Street verheerende Folgen hat …

JC Chandor: „Im September 2008 starb die unabhängige amerikanische Investmentbank, wie wir sie kannten. In meinem Film versuche ich, an den Erfahrungen einer kleinen Gruppe von Menschen Anteil zu nehmen, die sich im Mittelpunkt der Finanzkrise befinden, ohne dass ihnen das überhaupt klar wird. Die Maschine, von der sie ein Teil sind, ist derart groß und komplex geworden, dass niemand die zerstörerische Macht begreifen konnte, die von ihr ausging. Bis es zu spät war.“

Autor: @tristessedeluxe

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