Solo Sunny, DDR 1980; Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase; mit Renate Krößner, Alexander Lang, Heide Kipp, Dieter Montag, Klaus Brasch, u.a. :::: gesehen am 4.2.2012
Ich dachte eigentlich, den Film schon im Studium gesehen zu haben. Hatte ich aber wohl doch noch nicht. Vermutlich nur Ausschnitte in einem Seminar oder einer Doku über die DEFA oder so.
Besonders beeindrucken mich beim Sehen des Films die Altbauten im Prenzlauer Berg, die kurzen Eindrücke des Straßenbildes von Ostberlin 1980. Insbesondere natürlich meine Lieblingsgegend um die Kopenhagener. Ungefähr dort, wo mein erster Berlinkiez Anfang der 1990er war. Die ersten Berliner Winter mit undichten Fenstern, Kohleofen oder Gamat, feuchten Wänden und Ratten im Hinterhof. Zum Aufwärmen bin ich damals oft ins Kino gegangen. In der ersten Zeit gab es noch kein Telefon in den Wohnungen. Auch wenn etwas mehr als 10 Jahre zwischen diesem Film und meiner ersten Berlinzeit liegen – ein wenig dieser alternativen DDR-Künstler-Prenzlauerberg-Stimmung des Films war Anfang der 1990er noch da. In der Retrospektive war das auch ein bisschen Emanzipation vom westdeutschen Elternhaus: Ein bisschen Lebensatmosphäre des Klassenfeindes aufsaugen, bevor dann „die ganzen Schwaben“ kamen. Die Gentrifizierung sind du und ich. Die Zeiten ändern sich. Für derart nostalgischen Betrachtungen sind diese alten Berlin-Filme ja immer gut.
Außerdem interessant die Zwischentöne des Films in puncto Emanzipation und Feminismus. Alles ziemlich chauvinistische Verhältnisse, die dort gezeigt werden. Die sexuelle Befreiung der Sunny bedeutet nicht gleichzeitig die Emanzipation von Rollenklischees. Aber das hat ja nicht alleine mit der DDR zu tun und ist ja auch Thema in diversen Autorenfilmen aus Westdeutschland aus der Zeit. Eine Thematik die heute im deutschen Film nicht mehr so stark hervortritt, oder? Warum eigentlich nicht?
Ich möchte mir mal wieder mehr alte Berlinfilme ansehen. Bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt und der Geschichte, die einen ummgibt.
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