Der Chef war in Berlin, wollte den neuen Lars von Trier sehen, also bin ich spontan und quasi unvorbereitet einfach mal mitgekommen. Ich hatte nichts zum Film gehört oder gelesen und also wenig Erwartungen. Die Handlung um das Innenleben eines Massenmörders empfand ich als angenehm spröde, die filmische Aufmachung interessant changierend zwischen Dogma-Realismus und psychologischen Innenweltvisualisierungen. Der innere Dialog des Protagonisten mit seinem Alter Ego (Bruno Ganz) wird ab und zu zum filmischen Stream of Consciousness mit Collagen aus Archivbildern überhöht. Dann wiederum erscheinen die ungeschönt grausamen Szenen wieder wie einfache Rückblenden innerhalb eines Gesprächs des Massenmörders mit seinem Psychotherapeuten (oder vielleicht ist es auch eine Beichte). Lange habe ich nicht mehr derart beiläufig brutale, fast mechanische Gewaltinzenierungen im Kino gesehen. Am Ende dann nochmal besonders interessant wie aus der Lebenswelt des Massenmörders von der psychoanalytisch, beichtenden Ebene in die alttestamentarische Ebene abgesunken wird und die Todesreise des Protagonisten eingeleitet wird.
Erster Eindruck nach dem Film war, dass ich mir dazu lieber kein schnelles Urteil erlauben möchte, sondern das so ein Elfenbein-Arthouse ist, wo man sich lieber erstmal etwas mehr differenzierte Meinung anlesen darf. Die Filmkritik, die ich dann gelesen habe, fand den Film schrecklich langweilig. Das fand ich nicht. Chef fand, der Film hätte auch eine halbe Stunde kürzer sein können.
Gesehen am: November 30, 2018 at 12:23AM