Artikel zum Schlagwort: Erinnerung
31.3.
Zeitumstellung. Es ist kurios. Ich bin mir sicher, dass ich an diesem Ort schon einmal war. Und gleichzeitig bin ich mir vollkommen unsicher, ob das wirklich so stimmt. Ich bin mit dem Taxi dahin gefahren. Es war dunkel, ein Winterabend, es lag etwas Schnee. Der Taxifahrer fuhr mit seinem Navi eine Abkürzung durch eine Schrebergartensiedlung, die sich dann doch nicht als Abkürzung herausstellte. Durchfahrt gesperrt und ich war in Eile. Um 20 Uhr war die Verabredung mit Bekannten, die freischaffend Radio produzieren und mich für eine Sendung oder einen Podcast eingeladen hatten. Vielleicht war es auch nur die Nullnummer für ein Sendungskonzept. Ich kann mich an ein in die Jahre gekommenes Tonstudio erinnern mit alten Sofas im Warteraum. Zigarettenrauch, Holzvertäfelung und Linoleum. Worum es thematisch ging weiß ich nicht mehr. Oder ich hab das alles nur geträumt. Es gibt gar keine Sendung. In meinem Mailarchiv finde ich keine einzige Anfrage mit dem Wort „Funkhaus“. Vielleicht hat mir das auch nur ein Podcaster auf einer Party erzählt und ich hab das dann im Schlaf weitergesponnen. Vielleicht war ich auch in einem früheren Leben Radioredakteur bei den Nazis. Oder Demenz, Frühstadium. Tja.
(Funkhaus Berlin)
23.3.
Was sind die Kristallisationspunkte meiner Identität? Wie stark wirkt ein Geburtsort auf die Persönlichkeitsprägung eines Menschen ein? Heute ist mir meine Geburtsstadt mit einem energetischen Wohlgefallen begegnet. Oder besser gesagt: ich habe ein Wohlgefallen, eine Nähe und vor allem ein Einlassen auf die plötzlich gespürte emotionale Verwurzelung zugelassen. Jeder Ort prägt und schafft individuelle Erinnerung. Das Licht, der Kirchturm, jeder Pflasterstein – tausendmal gesehen und nie bedacht.
Gerade in einer Zeit des ständigen Unterwegsseins – ob in Gedanken oder durch die Städte – erlebe ich permanente Gegenwart und auch Zukunftwollen. Aber die organische, spirituelle Verbundenheit mit individuellen Erinnerungsorten und damit der eigenen Vergangenheit vermisse ich oft. Berlin ist sehr mit sich selbst beschäftigt. Erinnerungen in Berlin verorten sich mir oft erst in dem Moment des Wandels oder des Verlusts. Mein Geburtsort wandelt sich auch, aber langsamer. Und Berlin ist meine Gegenwart, mein Erinnerungsalltag, den ich ständig justiere, während Erinnerungen in meiner Geburtsstadt eher das Thema neue Versöhnlichkeit und Gewährenlassen der heimatlichen Herkunft haben. Aber was weiß ich schon.
(Lüneburg)
Filmtagebuch: Berlinale 2019
Normal (2019, von Adele Tulli) Beobachtet die Mechanismen der Konstruktion und Assimilation von Geschlecht in der zeitgenössischen italienischen Gesellschaft durch ein kaleidoskopisches Mosaik von Szenen des täglichen Lebens: Was sind die Choreographien von Körpern, kollektiven Rituale, Verhaltensweisen, die unsere Identitäten … Weiterlesen
Film: Blade Runner 2049 (2017)
Hatte Angst, dass es die Erinnerung an die Atmosphäre des alten Films zerstört. Hat aber gepasst. Nur mit 3D-Kino komme ich immer noch nicht klar. Via: Mein Letterboxd Diary; Watched October 15, 2017 at 10:55PM
Macht mit! Partizipative Kunst gegen Überwachung.
Im Angesicht des Abhörskandals fühlt man sich wütend, verletzt, verraten. Man zuckt resigniert mit den Schultern, sagt „I told you so“, oder macht einfach so weiter wie immer. Zu groß ist die Unverschämtheit, zu vielfältig womöglich die politischen Interessensverwicklungen, als … Weiterlesen
Meine Mutter …
(in: Die ZEIT, 27.12.2012, letzte Seite) Auf der Rückfahrt aus Weihnachten nach Berlin schrieb mir meine Mutter eine SMS, ob ich denn schon die aktuelle ZEIT gelesen hätte, die letzte Seite. Hatte ich natürlich nicht, denn ich lese Zeitungen wenn, … Weiterlesen
…
Der Strand, der Atlantik, das ist alles schon wieder so lange her. Nun schließlich mal dazu gekommen, die Urlaubsfotos von diversen Geräten auf dem Rechner zusammen zu führen. Bilder sind Erinnerungskrücken, wobei nur die selbst verfertigten Bilder wirklich der Erinnerung … Weiterlesen
Qualität und Leid des Bloggens
Qualität und Leid des Bloggens ist, dass es im Gegensatz zu Social Networks und Twitter ein sehr viel langsamer drehendes Medium ist. Das heisst für mich: mehr Erinnerungswert durch mehr Erinnerungsarbeit. Es braucht einfach mehr Zeit, zu bloggen, als hier … Weiterlesen
Film: Waltz with Bashir
Israel, Frankreich, Deutschland 2008; Regie: Ari Folman; neulich gesehen als *.flv Geistert mir die letzten Tage immer noch im Kopf rum der Film (eine abendfüllende, animierte Dokumentation über die Erinnerungsarbeit des Regisseurs an den ersten Libanonkrieg 1982). Natürlich toller, eindringlicher … Weiterlesen